Berufsfeld des Pathologen
Das Wirken des Pathologen vollzieht sich im Hintergrund und ist den meisten Patienten unbekannt. Auch der Wandel, der sich im Berufsbild des Pathologen vollzogen hat, ist nur den wenigsten bekannt. So hat sich in den letzten 40 Jahren das Arbeitsfeld des Pathologen kontinuierlich weiterentwickelt. Die Zahl der Obduktionen hat sich drastisch vermindert, da die Einwilligung zu Obduktionen zurückgegangen ist. Die Bedeutung der Leicheneröffnung im Rahmen der klinischen Qualitätssicherung ist aber unumstritten und nach wie vor unerläßlich. Die Abnahme der Sektionen wirkt sich negativ auf die Qualität der gesamten Medizin aus.
Heute stehen die feingeweblichen Untersuchungen von Gewebsproben ganz im Vordergrund. Es werden zum einen ausgedehnte Untersuchungen an großen Operationspräparaten zum Beispiel aus dem dem Magen-Darm-Trakt vorgenommen. Zum anderen erfolgt die Untersuchung kleiner Operationspräparate wie zum Beispiel des Blinddarms, von Menisken oder von Hautexcisionen. Häufig werden auch winzige Gewebsproben untersucht, die anläßlich von Spiegelungen des Magen-Darm-Traktes, der Lungen oder auch der Harnblase oder der Leber gewonnen werden.
Ein weiteres wichtiges Teilgebiet der Pathologie ist die Zytologie. Das Wort Zytologie bedeutet dabei in der Biologie die Kenntnis vom Bau und von der Funktion der Zelle. In der Medizin wird dieser Begriff heute jedoch als diagnostisches Verfahren verwendet, wobei Zellausstriche unter den verschiedensten diagnostischen Aspekten ausgewertet werden. Im Rahmen der Routine hat die Auswertung der Abstrichpräparate, die im Rahmen der gynäkologischen Vorsorgezytologie gewonnen werden, die größte Bedeutung. Aber auch die Auswertung von Flüssigkeiten aus den verschiedensten Körperhöhlen und durch Punktion gewonnenes Zellmaterial aus den verschiedensten Organen werden untersucht. Hierzu ist auch die Auswertung von Knochenmarksausstrichen und Lymphknotenpunktaten zu rechnen.
Das gewonnene Gewebe und auch die Zellpräparate unterliegen der Fäulnis. Damit keine Zellzersetzung eintritt, ist es notwendig, das Gewebe in einer Fixierungsflüssigkeit (üblicherweise Formalin) zu konservieren und auch Ausstrichpräparate durch Alkoholfixation zu konservieren.
In einem komplizierten und technisch sehr aufwendigem Verfahren werden dann aus den verschiedensten Gewebsproben feingewebliche Schnitte angefertigt und anschließend routinemäßig gefärbt. Oft ist es notwendig, zur Darstellung der unterschiedlichen Gewebsstrukturen zusätzlich komplizierte Färbeverfahren einzusetzen.
Durch den Einsatz von histo-chemischen Methoden, der Fluoreszenzmikroskopie und auch der Elektronenmikroskopie konnte das diagnostische Spektrum erweitert werden. In den letzten Jahren hat insbesondere die Immunhistologie zu einem ernormen Aufschwung der diagnostischen Möglichkeiten geführt. Die hierdurch neu erkannten Krankheitsidentitäten ermöglichen nun klinischerseits gezielte und neue Therapien bei verschiedensten Erkrankungen einzusetzen und damit die therapeutischen Erfolge zu verbessern.
Ein weiteres diagnostisches Verfahren, das in der Pathologie eingesetzt wird, ist die Methode der Schnellschnittuntersuchung. Werden im Rahmen von klinischen Untersuchungen verdächtige Gewebsbefunde festgestellt z. B. Kalkablagerungen in der weiblichen Brust oder entdeckt der Operateur während des operativen Eingriffes einen verdächtigen Befund, wird eine Gewebsprobe entnommen und - noch während die Operation läuft - zum Pathologen geschickt. Hier werden dann feingewebliche Schnitte mittels der Gefrierschnittechnik erstellt und sofort gefärbt. Innerhalb weniger Minuten - noch während die Patientin oder der Patient in Narkose liegt- wird der Befund vom Pathologen erhoben und das Ergebnis anschließend telefonisch übermittelt. Je nach dem wie das Ergebnis ausfällt, kann der Operateur bei einem harmlosen Befund den Einriff beenden. Wird aber durch den Pathologen z.B. ein bösartiger Tumor festgestellt, kann die Operation sofort weiter fortgeführt werden. Dem Patienten/in wird auf diese Weise ein zweiter operativer Eingriff und auch eine zweite Narkose erspart.
Die umfassende diagnostische Tätigkeit des Pathologen ist heute fester Bestandteil der täglichen klinischen Routinediagnostik bei den niedergelassenen Kollegen und den Ärzten im Krankenhaus. Die Histologie, die Zytologie sowie die Obduktionen stellen Verfahren dar, die zu zuverlässigen Diagnosen führen. Sie haben außerdem den Vorteil, daß die Befunde rasch erstellt werden und übermittelt werden können und jederzeit erneut überprüfbar sind.
Die breit gefächerte Tätigkeit der Pathologen vollzieht sich heute einmal in pathologischen Instituten an Universitätskliniken und großen Krankenhäusern und zum anderen in privat geführten Instituten für Pathologie, sowie Praxen und Gemeinschaftspraxen für Pathologie. Im Rahmen der Kostendämpfung gliedern immer mehr Krankenhäuser die Abteilungen für Pathologie aus und führen sie in selbständige Krankenhaus-unabhängige Abteilungen über.